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Förderung

„Kein Kind darf fallengelassen werden“ (v. Hentig). Wenn wir uns in Sontheim ab dem Schuljahr 2008/2009 auf den Weg in die Ganztagsschule machen, dann auch deshalb, weil wir damit dem von Hartmut von Hentig in seiner Einführung in den Bildungsplan 2004 formulierten pädagogischen Anspruch zukünftig noch besser gerecht werden wollen, indem wir mehr Zeit und Raum gewinnen für die individuelle Förderung jedes einzelnen Kindes.

Wir haben es in den vergangenen Jahren als zunehmend schwieriger erlebt, allen Schülern gleichermaßen gerecht zu werden und ihre jeweiligen biografischen Prägungen, unterschiedlichen Lernvoraussetzungen sowie besonderen Begabungen angemessen zu berücksichtigen, weil im Zuge der die Schüler prägenden „Pluralisierung der Lebenslagen“ (Beck) auch die Zusammensetzung unserer Klassen „unübersichtlicher“ geworden ist.

Vielfältiger ist vor allem die familiäre Situation geworden, in der die Kinder heute aufwachsen. Zwar gibt es häufig immer noch - im ländlichen Einzugsbereich der Schule - die „klassische“ Familie mit einem erwerbstätigen Vater, einer Mutter als Hausfrau, zwei oder mehr schulpflichtigen Kindern sowie Oma und Opa als zusätzliche Betreuungspersonen vor Ort. Zunehmend aber kommen unsere Schüler aus geschiedenen Ehen und werden von ihren Müttern allein erzogen. Etwa ein Fünftel unserer Kinder hat die Trennung ihrer Eltern erlebt, viele von ihnen zeigen deutliche Verhaltensauffälligkeiten und bedürfen in besonderer Weise unserer Zuwendung.

Eine weitere Veränderung der traditionellen Familienstrukturen ergibt sich durch die Zunahme der Zahl berufstätiger Frauen. Gerade in dieser familiären Situation ist der Bedarf an einer Ganztagsbetreuung besonders hoch, insbesondere dann, wenn die Großeltern oder andere Verwandte nicht am Ort wohnen. Dies gilt vor allem für zugezogene Familien.

Auch in ihren Lernvoraussetzungen unterscheiden sich unsere Schüler deutlich voneinander. Dies gilt insbesondere in der Grundschule. Hier sitzt in fast jeder Klasse das hochbegabte Kind neben dem Schüler, der eigentlich eine Förderschule besuchen müsste, dessen Eltern aber einer Umschulung nicht zugestimmt haben. Hinzu kommt, dass nach wie vor - trotz intensiver Kooperation mit den Kindergärten - Kinder eingeschult werden, die die deutsche Sprache nicht ausreichend beherrschen, weil in ihren Familien kein Deutsch gesprochen wird.

Und schließlich zeigen sich auch in der Arbeitshaltung, vor allem beim Erledigen der Hausaufgaben, große Unterschiede, die sich störend auf den Lernprozess auswirken.

Im Hinblick auf diese Pluralität ist unser Unterricht jetzt schon - wo immer es geht - differenziert und individualisiert. Mit dem Übergang in die Ganztagsschule wollen wir hier einen weiteren Akzent setzen. Wir wollen „die einfache Wahrheit ernst nehmen, dass Kinder nicht nur ihren Kopf in die Schule schicken, sondern als ganze, kleine und größere Menschen in die Schule kommen, mit Emotionen, Ängsten, Wünschen, häuslichen Bedingungen des Aufwachsens, die mal schrecklich, mal schön sein können.“ (Albrecht)

„Hilf mir, es selbst zu tun“ (Montessori). In allen drei Schularten sieht unser pädagogisches Ganztagskonzept daher an vier Wochentagen „Zeitfenster“ vor, in denen Wochenpläne, welche auch die „Hausaufgaben“ enthalten, in selbstorganisierter Arbeit mit Unterstützung des Lehrers bearbeitet, der Lernstoff geübt und vertieft sowie individuelle Lerndefizite aufgeholt werden können.

Zugleich soll mit dieser Unterrichtsform das eigenverantwortliche Lernen und Arbeiten gefördert sowie die Chance erhöht werden, gesellschaftlich bedingte Ungleichheit und unterschiedliche Startchancen zumindest etwas abzumildern. Aufheben lassen wird sich der „Vorsprung“ nicht, „den Kinder aus den gehobenen und gebildeten Schichten in der Schule haben.“ (v. Hentig)